Notsituation – bekomme ich Hilfe?

UPDATE: Am Donnerstag abend erfuhr ich von meiner Frau, dass die Pflege ab nächsten Tag 17 Uhr nicht mehr möglich ist. Ich dachte, das wird es gewesen sein – die Fachpflegefirma schafft das nicht mehr.

Meine Frau, die eigentlich am nächsten Tag in den Urlaub gefahren wäre, und Frau Koini von der Fachpflegefirma telefonierten und ich konnte mich auch einbringen. Frau Koini erklärte die Situation und es war schnell klar, dass diese unangenehme Situation vorerst nur bis Mittwoch dauern würde. Sie erklärte, dass die fehlende Stundensatz-Anpassung durch das Land eine Neueinstellung von Mitarbeitern verhindert. Die letzten Dienste waren schon improvisiert und jetzt ist die befürchtete Situation eingetreten.

Wir beratschlagten noch, ob es eine andere Lösung gäbe, als die Unterbringung im Spital. In der ersten Verzweiflung rief meine Frau noch verschiedene liebgewonnene Pflegekräfte durch, die vor einiger Zeit das Dienstverhältnis beendet haben – das Ergebnis war natürlich klar und vorhersehbar – aber man weiss ja nie. Ich begann nach der Schockstarre den untenstehenden Brief zu schreiben und versendete diesen an alle Leute, die mir in der Vergangenheit geholfen haben und an Printmedien.

Die Formalitäten mit Hausarzt und die Organisation des Transportes wurden durch Frau Koini organisiert und das Rote Kreuz stand um 11 Uhr vormittags vor der Tür.

Fortsetzung folgt! Spoiler: (In KH Schwarzach bestens betreut, früher als erwartet zu Hause.)

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In der Nacht auf den 23. Aug 2024 schrieb ich:

Jetzt ist der Fall eingetreten, den ich befürchtet habe. Wenn kein Wunder passiert muss ich heute am späten Nachmittag ins Spital.

Die Fachpflegefirma, die mich seit 2013 betreut, hat wegen der dünnen Personaldecke kein Ersatzkräfte. Der Anlass ist die Urlaubszeit und Krankenstand.

Der wirkliche Grund ist das Aushungern durch die Sozialabteilung des Landes Salzburg, die noch immer den selben Stundensatz von 2013 an die Pflegefirma bezahlt – und zu diesen Konditionen kann sie kein neues Pflegepersonal für mich anstellen. Offensichtlich gibt es auch einen vertragslosen Zustand.

Nun gestern abends erfuhr ich dies. Nach dem Schock habe ich heute um 1 Uhr 39 früh den zuständigen Landesrat angeschrieben – dieser ist letztverantwortlich für diese Situation:

Hier das Email, dass ich rasch geschrieben habe und normalerweise noch überarbeitet hätte:

Sehr geehrter Herr Landesrat Pewny,

jetzt ist der schlimmstmögliche Fall eingetroffen.

Ab morgen bzw. heute, Freitag den 23. August 2024, 16 Uhr befinde ich mich ohne Fachpflege!

Wenn kein Wunder passiert, werde ich aus diesen Grund ins Spital überwiesen.

Als Letztverantwortlicher für die Sicherstellung meiner Fachpflege, bitte ich Sie dies abzuwenden.

Sehr zermürbend war bisher die langjährige Unsicherheit, aber jetzt sehe ich mich gezwungen alle möglichen Hebeln zu bewegen und diese Nachricht (auch an die Medien) weiterzuleiten – für die Salzach bin ich mir noch zu schade.

Grüße aus Wagrain

Günter Stratznig

Telefonisch erreichbar über meine Frau: (entfernt)

Kontakt Pflege: Curaplus (entfernt)

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Mein bisheriger Entwurf zur Stellungsnahme der Kündigung durch die Pflegefirma, den ich noch nicht abgesandt habe: (Zur Erklärung: Den Entwurf habe ich schon vorbereitet und nun mit der Nachricht mitgesandt )

Betrifft:  Dringender Handlungsbedarf zur Sicherstellung der Pflegeleistungen und Verantwortung bei Verzögerungen

Sehr geehrter Herr Landesrat Pewny,

die jüngste Nachricht der durchführenden Pflegefirma hat mich sehr überrascht und macht mich ratlos. Meine Frau hat schon versucht, Sie diesbezüglich zu kontaktieren – leider vergeblich.

Dass sich die Lage verschärfen würde, war trotzdem absehbar, und wir hatten diese Befürchtung bereits beim Februartermin angesprochen. Seitdem haben sich weitere drei langjährige freiberufliche Fachkräfte verabschiedet. Ende September verlässt noch ein Freiberufler das Team, der bereits mehr als 13 Jahre bei mir Dienste versah. Dann bleibt neben den festangestellten Kräften nur noch eine treue Pflegekraft übrig, die vor einiger Zeit die Pflegeleitung einer großen Intensivstation übernommen hat, deren Ausscheiden ebenfalls absehbar ist. Viele dieser langjährigen Pflegekräfte sind vermutlich nur wegen ihrer persönlichen Bindung zu mir geblieben, und nicht mehr wegen des finanziellen Anreizes.

Es kann keine Überraschung sein, dass eine seriöse Firma mit einem Stundensatz von 2013 (aufgrund der dadurch stagnierenden und nur deckend wirkende Landesbeteiligung bzw. der gedeckelten Pflegekosten) heute nicht mehr wirtschaftlich arbeiten kann, Personal verliert und keine neuen Fachkräfte findet. Hinzu kommt die fehlende Planungssicherheit – von einer Wertschätzung ganz zu schweigen. Ich schätzte die Arbeit von Curaplus sehr.

Darüber hinaus warte ich seit nunmehr vier Monaten auf Antworten des beauftragten Gutachters, auf die von Ihnen ermöglichte Fragestellung von mir. Auch wenn dies im Vergleich zur Gesamtsituation zweitrangig erscheinen mag, trägt die fehlende Rückmeldung zusätzlich zur Unsicherheit bei.

Belastend ist auch die Tatsache, dass ich erst am 15. des Monats erfahre, ob die Pflege für das nächste Monat seitens des Landes  gesichert ist. Diese Unsicherheit betrifft nicht nur mich, sondern auch die durchführende Firma, die ebenfalls erst kurzfristig erfährt, ob sie ihre Dienste fortsetzen soll. Diese ständige Unsicherheit über Jahre hinweg, stellt eine erhebliche psychische Belastung für mein Umfeld und mich dar.

Sie wissen, dass ich die Art und Weise, wie das Gutachten zustande kam und in Folge auch dessen Ergebnis unseriös finde und nicht akzeptiere. Ich selbst mit meinen Beeinträchtigungen bin der Beweis und dies lässt sich nicht wegdiskutieren! Daher bemüht sich meine Frau, da es in Österreich keine Klinik für beatmete Querschnittsverletzte (und schon gar nicht für meinen Phrenicus-Schrittmache) gibt, um Überweisung nach Deutschland, um unter anderem einen umfassenden Gesamtbefund zu bekommen. Der Amtsleiter meinte beim Februargespräch, ein weiteres Gutachten wäre nicht möglich und ein Gegengutachten würde nicht anerkannt werden. Dank Ihnen wurde mir aber die Möglichkeit eingeräumt, selbst Fragen an den Gutachter zustellen. Diese habe ich am 2. April an Herrn Eichhorn gesandt, und wie schon erwähnt keine Antworten erhalten.

Meine Äusserung, dass ich Angst hätte, von zuhause weg in eine Heim für Beatmete zukommen, wurde von Herrn Eichhorn lächelnd verneint. Die Angst kam bei mir zustande, weil im Gutachten auch steht: „Nur der Vollständigkeit halber, im Akt steht, dass ein Platz im Pflegeheim in Hallein von Ihnen abgelehnt wurde. Warum ist Hallein / Hallwang nicht vorstellbar? „.

Ich bin mir nicht sicher, inwieweit die bisherige Vorgangsweise rechtens ist, jedoch möchte ich betonen, dass die anhaltende Unsicherheit und Verzögerung ernsthafte moralische Fragen aufwerfen. Sollte aufgrund der Verzögerungen oder der ausstehenden Antwort die pflegerische Versorgung zusammenbrechen, wird dies unmittelbar mein Leben gefährden. In diesem Fall könnten erhebliche haftungsrechtliche Konsequenzen entstehen, da die Verantwortung letztlich bei Ihnen als Landesrat liegt

Ich bitte Sie daher eindringlich, als Letztverantwortlicher sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherstellung der Leistungen durch die Pflegefirma und die Beantwortung des Gutachtens zu gewährleisten. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass unverzüglich gehandelt wird, um weitere Schäden und Risiken zu vermeiden.

Für Ihre rasche Unterstützung danke ich Ihnen im Voraus und stehe für Rückfragen jederzeit zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

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Anhang: 

  • Fragen an den Gutachter (zugesandt Herrn Eichhorn, Leiter der Sozialabteilung am 2. April 2024)
  • Handout zu meiner Situation zum Februar-Gespräch mit Ihnen und der Sozialabteilung vom 19. Februar 2024
  • Mail – Ankündigung: Einstellung der Betreuung durch Curaplus von 8. August 2024
  • OGH-Entscheidung (intensivmedizinische Hauskrankenpflege im Ausmaß von 24 Stunden täglich)
  • Leitlinie: Lebenslange Nachsorge für Menschen mit Querschnittlähmung
  • Auszug Leitlinie „Atmung, Atemunterstützung und Beatmung bei akuter und chronischer Querschnittlähmung“    Seite 30

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